IVZ vom 12.03.2022: An der Franziskus-Grundschule „arbeiten“ drei Schulhunde

GrundschuleHopsten14Zuckersüße Honigstunde

In der "Honigstunde" sind die Kinder mucksmäuschenstill. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt dem jungne Hund. | Foto: Silke Schröer

 

 

 

Mucksmäuschenstill ist es in der Klasse 1c der Franziskus-Grundschule in Hopsten. Äußerst konzentriert sitzen elf Schülerinnen und Schüler rund um einen niedrigen Tisch, auf dem eine kuschelige Decke liegt. Eigentlich steht Religion auf dem Stundenplan, aber heute gibt es eine „Honigstunde“. Nein, keine süße Zwischenmahlzeit, sondern zwischen den Kindern sitzt ein Schüler mit vier Pfoten und weichem Fell und blickt ganz entspannt durch die kleine Runde. Honig, ein waschechtes „Nederlandse Kooikerhondje“ ist ein elf Monate junger Hund und schaut die Kinder durch kluge und liebevolle braune Augen der Reihe nach an. Er ist die Ruhe selbst, auch wenn er noch mitten in der Ausbildung zum Schulbegleithund steht und ein Teenager ist.

 

Er macht seine Sache großartig. Voller Begeisterung, aber mit großer Rücksichtnahme berichten die Kinder, was ein Hund in ihrer Klasse überhaupt zu tun hat und was das Besondere an Honig ist. Es fällt sofort auf: Niemand ruft einfach so in die Klasse. Alle sind sehr rücksichtsvoll und freundlich im Umgang mit Mensch und Hund. Keiner zappelt unnötig rum, die Kinder sind jedem sehr zugewandt. Die Frage nach dem Vorteil erübrigt sich fast, aber die Antwort darauf ist für Michaela Hermann, Klassenlehrerin der 1c und Besitzerin von Honig, sowieso sehr komplex. Es gibt nicht nur einen Vorteil, es gibt viele positiv besetzte Momente, die die Förderung der Kinder beeinflussen. Es beginnt schon mit der Rücksichtnahme, eine wichtige soziale Kompetenz und hört bei der Motivation der Schüler nicht auf. Es wird geübt, was ein Kind vielleicht noch nicht so gut kann. Ein schönes Beispiel ist lesen. Die Kinder dürfen, wenn sie neue Worte und Texte lernen, diese dem Hund vorlesen. Natürlich möchte das jeder und es geben sich alle wirklich sehr viel Mühe, um anschließend gemeinsam mit Honig einen neuen Text vortragen zu können. Und Honig ist ein besonders guter Zuhörer.

 

Der Hund braucht Talent zum Schulbegleithund

 

Was muss ein Hund denn sonst noch mitbringen, um mit den Kindern zu arbeiten? Nun, nicht jeder Mensch ist für jede Aufgabe geeignet. Und genauso ist es bei einem Hund. Ein zukünftiger Schulbegleit- oder Therapiehund muss von Geburt an Ruhe und Gelassenheit mitbringen. Ebenso sollten seine Impulse, wie zum Beispiel das Jagen, kontrollierbar sein und er braucht gute Bindungsfähigkeiten. Hermann hat etwas länger nach der richtigen Rasse und einem guten Züchter gesucht. Bis die Wahl auf Honig fiel, verging Zeit.

 

Nicht nur das Tier bringt Voraussetzungen mit, auch das Umfeld muss diese Arbeit genehmigen. Eine Schul- und Lehrerkonferenz vorab, die Zustimmung des Schulträgers, die Genehmigung der Schulleitung und natürlich nicht zuletzt die Eltern sind gefragt, wenn vier Pfoten zukünftig „hundgestützte Pädagogik“ ausüben. Allergien und Ängste gilt es zu beachten. Und nicht zuletzt braucht es ein handfestes Konzept. Einfach nur so kann und sollte kein Hund mit Kindern arbeiten.

 

Hunde geben sofort Rückmeldung

 

Sandra Steingröver, Rektorin der Grundschule, ist sehr optimistisch an dieses Angebot herangetreten. Denn Honig ist nicht der erste Hund, der die Schüler liebevoll durch die Grundschulzeit begleitet. Es gibt dort schon „Ferris“ und „Cooper“. Zwei waschechte „Australian Shepherds“ mit wunderschönen Augen. Beide leben und arbeiten mit Uschi Hunfeld, Sonderpädagogin an der Franziskus-Schule. Sie sind mittlerweile schon sechs und sieben Jahre alt, charakterlich sehr unterschiedlich und ein vertrautes Bild im Schulleben. Sie sind gut ausgebildete „Therapie-Begleithunde“ mit einem Schwerpunkt auf pädagogischer Lernförderung. Sie arbeiten heute mit einer kleinen Gruppe, der „Hunde-AG“ im „Fuchsbau“, einem Raum, der für diese Arbeit extra geschaffen wurde. Die Kinder sind extrem motiviert und arbeiten sehr gerne mit den beiden Tieren. Sie bekommen von beiden Hunden sofort eine Rückmeldung, sind besonders stolz, wenn eine Übung gut gelingt und sie das Vertrauen der Hunde gewinnen. Auch eigene Ängste können so abgebaut werden.

 

Mit Begeisterung zeigen sie heute, was Cooper und Ferris können und wie sie miteinander arbeiten. Die Hunde machen die Übungen bereitwillig mit. Trotzdem müssen die Kinder wissen, wie sie freundlich aber auch deutlich kommunizieren. Ihre Sozialkompetenz ist gefragt. Bei den Hunden lernen die Kinder die „Selbstwirksamkeit“ erklärt Hunfeld. Das bedeutet, dass die Kinder lernen, darauf zu vertrauen, dass sie eine Aufgabe erfolgreich ausführen können. Der Glaube an sich selbst: das ist für jeden extrem wichtig.

 

Auch der Hund braucht Pausen

 

Und was macht ein Hund, wenn er keine Lust mehr hat? Nicht nur das Wohlergehen der Kinder wird in der Grundschule berücksichtigt, auch die Hunde haben Rückzugsmöglichkeiten. In der Klasse 1c hat Honig ein eigenes Körbchen und zusätzlich sogar eine richtige Box. Wenn er sich hierher zurückzieht, ist Feierabend oder zumindest Pause. Im Fuchsbau haben auch Ferris und Cooper die Möglichkeit, zu entspannen. Während die beiden erwachsenen Hunde regelmäßig im Schulleben zu finden sind, ist Jungspund Honig noch in der Ausbildung. Daher ist er auch nur punktuell in Hopsten. Wenn die drei haarigen Freunde im Hause sind, zeigen Schilder am Eingang und an den Räumen, dass sie anwesend sind. Das führt jedes Mal zu besonders freudigen Ausbrüchen, erzählen die Pädagoginnen lachend.

 

 

GrundschuleHopsten23 „Ferris“ und „Cooper“, zwei „Australian Shepherds“ mit wunderschönen Augen leben und arbeiten mit Uschi Hunfeld, Sonderpädagogin an der Franziskus-Schule. Sie sind schon länger im Dienst. | Foto: Silke Schröer

 

 

 Quelle: Ibbenbürener Volkszeitung, 12.03.2022, ivz.medien GmbH & Co. KG , alle Rechte vorbehalten    

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